Harnprobleme bleiben für viele Frauen in Deutschland ein Tabuthema, etwa 40 % sind davon betroffen. (1) Und doch gibt es heutzutage effektive Präventionsmaßnahmen und Behandlungen für viele dieser Probleme. Dies gilt zum Beispiel für die Belastungsinkontinenz bei Frauen. Wir haben beschlossen, Ihnen alles über dieses Problem zu erklären, das die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinflusst. Entdecken Sie hier die Symptome und die verschiedenen Lösungen, um die Belastungsinkontinenz in den Griff zu bekommen.
Was ist Belastungsinkontinenz?
Belastungsinkontinenz zeigt sich durch unwillkürlichen Urinverlust bei:
- Husten;
- Lachen;
- Niesen;
- Tragen schwerer Lasten;
- usw.
Diese Art der Inkontinenz liegt nicht an einer Fehlfunktion der Blasenmuskulatur, wie man vielleicht denkt. Vielmehr handelt es sich um eine Schwäche des Beckenbodens, der den Druck im Bauchraum nicht mehr ausgleichen kann (2).
Im Allgemeinen resultiert die Belastungsinkontinenz bei Frauen aus einer Abschwächung der Beckenbodenmuskulatur. Hinzu kommt manchmal eine Sphinkterschwäche der Harnröhre, des Kanals, über den der Urin ausgeschieden wird.
Sehen wir uns nun genauer an, welche Anzeichen auf eine Belastungsinkontinenz hinweisen.
Welche Symptome treten bei einer Belastungsinkontinenz bei Frauen auf?
Unwillkürlicher Urinverlust
Belastungsinkontinenz zeigt sich durch unwillkürlichen Urinverlust. Manchmal handelt es sich nur um ein paar Tropfen, in anderen Fällen können die Harnverluste deutlich stärker sein.
Urinverlust bei körperlicher Anstrengung
Diese Harnverluste treten bei bestimmten körperlichen Belastungen auf. Hier sind weitere Situationen neben den bereits genannten, in denen das Problem auftreten kann:
- Gehen;
- Treppensteigen;
- Springen;
- usw.
Kein dringender Harndrang
Bei Belastungsinkontinenz gibt es keinen häufigen Harndrang, wie es bei einer Mischinkontinenz oder einer Blasenschwäche in den Wechseljahren der Fall sein kann.
Was sind die Ursachen der Belastungsinkontinenz bei Frauen?
Schwäche des Beckenbodens
💡 Die Schwäche der Beckenbodenmuskulatur bleibt die zentrale Ursache der Belastungsinkontinenz bei Frauen.
Wenn Sie wissen möchten, ob Ihr Beckenboden schwach ist, können Sie dies mit einem Selbsttest mit Ihren Fingern herausfinden. Die Schwächung der Muskulatur kann in verschiedenen Situationen ausgelöst werden, auf die wir im Folgenden eingehen.
Schwangerschaft und Geburt
Während der Schwangerschaft werden die Beckenbodenmuskeln stark beansprucht. Das zunehmende Gewicht von Fötus und Gebärmutter belastet das Becken, was zu einer Beckenbodenschwäche führen kann.
💡 Darüber hinaus sind 30 bis 50 % der Frauen in den ersten drei Monaten nach der Geburt von einer Belastungsinkontinenz betroffen (3).
Besonders die vaginale Geburt macht die Beckenbodenfasern noch anfälliger. Hier kann auch der Beckenboden nach der Geburt gezielt trainiert werden.
Dennoch ist es auch wichtig, nach einer Bauchgeburt bzw. einem Kaiserschnitt eine Rückbildung zu machen, um spätere Folgen wie Senkungen oder eben Inkontinenz zu verhindern.
Perimenopause und Menopause
Die Perimenopause markiert den Beginn hormoneller Schwankungen. Die Eierstöcke produzieren Östrogene unregelmäßiger, was die Tonusfähigkeit des Beckenbodens beeinflusst (4).
💡 Studien zufolge sind 15 bis 30 % der menopausalen Frauen von Harnverlust betroffen, insbesondere durch Belastungsinkontinenz (4).
Alterung
Blasenprobleme nehmen ab 60 Jahren zu. Mit zunehmendem Alter verliert die Blasenmuskulatur an Elastizität. Während die Belastungsinkontinenz oft in der Menopause auftritt, leiden 73 % der Frauen über 61 Jahre an einer Mischinkontinenz oder einer Dranginkontinenz(4).
Übergewicht
Die Hohe französische Gesundheitsbehörde betont, dass übergewichtige Frauen ein höheres Risiko für Belastungsinkontinenz haben (5). Übergewicht erzeugt einen starken Druck auf Blase und Beckenboden, wodurch die Wahrscheinlichkeit von Urinverlust bei körperlicher Anstrengung steigt.
Intensive körperliche Aktivität
Die Hohe französische Gesundheitsbehörde identifiziert intensive sportliche Betätigung als Risikofaktor für Belastungsinkontinenz (5).
Bei manchen Sportarten werden die Beckenbodenmuskeln stark beansprucht, z. B. beim Gewichtheben oder Trampolinspringen, wobei etwa 80 % der Sportlerinnen betroffen sind. In anderen Disziplinen, wie Golf, Schwimmen oder Pilates, ist das Risiko fast null (5).
Medizinische Probleme
Verschiedene medizinische Probleme können eine Belastungsinkontinenz verursachen. Bei Senkungen der Beckenorgane, dem sogenannten Prolaps z. B. üben die Organe Druck auf den Beckenboden aus und schwächen diesen.
Auch operative Eingriffe wie eine Gebärmutterentfernung können Belastungsinkontinenz auslösen, da sie den Tonus der Muskeln und Bänder im Beckenbereich reduzieren (6).
Wie unterscheidet man Belastungsinkontinenz von anderen Harnproblemen?
Es ist wichtig, die Belastungsinkontinenz bei Frauen von anderen Harnstörungen zu unterscheiden.
Bei der Dranginkontinenz verspürt die betroffene Person einen plötzlichen, dringenden Harndrang. Manchmal reicht die Zeit nicht einmal, um die Toilette zu erreichen. Die empfohlene Behandlung besteht in einem Blasentraining bei überaktiver Blase.
Belastungsinkontinenz kann manchmal zusammen mit den zuvor beschriebenen Symptomen auftreten. In diesem Fall spricht man von Mischinkontinenz.
Unabhängig von der Art der Inkontinenz ist es entscheidend, ärztlichen Rat einzuholen. Eine Fachärztin oder ein Facharzt führt zum Beispiel eine urodynamische Untersuchung durch und stellt eine präzise Diagnose der Inkontinenz.
Wie behandelt man Belastungsinkontinenz bei Frauen?
Beckenbodentraining
💡 Das Beckenbodentraining zielt darauf ab, die Muskulatur des Beckenbodens zu stärken. Sie bleibt die erste Wahl gegen Urinverlust bei körperlicher Anstrengung.
Für nachhaltige Ergebnisse ist es wichtig, das Training regelmäßig durchzuführen, idealerweise 2–3 Mal pro Woche.
Ergänzend kann das Training zu Hause fortgesetzt werden, indem man einige Minuten einfache Übungen durchführt.
Kegel-Übungen
Unabhängig von der Stärke des Urinverlusts bleiben Kegel-Übungen eine wirksame Alternative. Ein Beispiel für eine tägliche Übung zu Hause:
- Stellen Sie sich vor, Sie wollen den Urinfluss stoppen. Für Anspannung des Beckenbodens ist es nötig, die Öffnungen zu verschließen und alles nach innen und oben zu ziehen.
- Mit einer Ausatmung spannen Sie die Beckenbodenmuskeln für 5 Sekunden an.
- Entspannen Sie die Muskeln.
- Wiederholen Sie dies etwa 10 Mal.
Verwendung einer Beckenbodensonde
Der Einsatz einer vaginalen Sonde ist sehr effektiv, um die Beckenbodenmuskeln zu stärken. Perifit Care oder Perifit Care+ sind kleine vernetzte Vaginalsonden, mit denen Sie die willkürlichen Kontraktionen des Beckenbodens auf einem Smartphone visualisieren können.
Diese Art der Rehabilitation ermöglicht es, die Beckenbodenmuskeln diskret und spielerisch zu trainieren und Symptome der Belastungsinkontinenz zu verbessern oder zu verhindern.
Weitere Empfehlungen
Einige Faktoren wie Verstopfung, Übergewicht oder Rauchen können eine Belastungsinkontinenz verschlimmern. Zur Reduzierung des Drucks aus dem Bauchraum wird unter anderem empfohlen:
- Ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeit für leichteren Stuhlgang;
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht zur Entlastung der Muskeln und Bänder im Becken;
- Rauchstopp, um Husten zu minimieren.
Weitere medizinische Hilfsmittel
Neben Beckenbodenübungen gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten. Ein Pessar ist ein medizinisches Hilfsmittel, das vorübergehend in die Vagina eingesetzt wird. Dieses gibt es unterschiedlichen Formen und Größen und stützt die Blase in ihrer ursprünglichen Position und verhindert somit unwillkürlichen Harnverlust.
Medikamentöse und chirurgische Optionen
Derzeit gibt es kein Medikament, das die Belastungsinkontinenz wirksam reduziert. Wenn Beckenbodentherapie und -training und andere Maßnahmen die Harnprobleme nicht verbessern, wird in der Regel eine chirurgische Behandlung empfohlen.
Erfordert Belastungsinkontinenz einen chirurgischen Eingriff?
Dieser Eingriff besteht zum Beispiel in der Implantation eines suburethralen Bandes. Er wird unter Vollnarkose durchgeführt. Die Erfolgsquote ist hoch, auch wenn es nach dem Eingriff manchmal zu vorübergehenden Schwierigkeiten beim Wasserlassen kommen kann. Diesbezüglich ist es immer ratsam sich eine urogynäkölogischen Meinung einzuholen, zum Beispiel in einem Beckenbodenzentrum (7).
Kann man mit Belastungsinkontinenz Sport treiben?
Ja, auf jeden Fall! Es kommt nur darauf an, den richtigen Sport zu wählen und einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Yoga, Schwimmen, Gehen, Pilates usw. sind körperlich schonende Aktivitäten, die die Fitness erhalten und gleichzeitig die Beckenbodenmuskulatur schützen.
💡 Einige Sportarten sind weiterhin nicht empfehlenswert, wie zuvor erklärt: Laufen, Trampolinspringen und Gewichtheben.
Wenn Sie Ihre Lebensqualität verbessern und Urinverlust vermeiden möchten, vertrauen Sie auf Perifit, um täglich Ihren Beckenboden zu stärken und Belastungsinkontinenz vorzubeugen.
Quellen:
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/14764130/
- Gouvernement - Fiche d’information patiente sur l’incontinence urinaire d’effort
- Ameli-Incontinence urinaire : mécanismes, fréquence et causes
- Urofrance - Incontinence urinaire et ménopause
- HAS/Prise en charge de l’incontinence urinaire de la femme en médecine générale
- Ameli-Incontinence urinaire : mécanismes, fréquence et causes
- https://www.agub.de/mitglieder/zertifizierte-aerzte-innen




