Mischinkontinenz: Ursachen, Symptome & effektive Behandlung

mischinkontinenz

Harnwegsstörungen werden in unserer Gesellschaft oft verschwiegen – dazu gehört auch die Mischinkontinenz. Auf dieser Seite möchte Perifit dieses Tabuthema ansprechen. Ein Blick auf diese häufige Störung des Harnsystems, ihre Symptome und mögliche therapeutische Lösungen.

Was ist eine Mischinkontinenz?

Mischinkontinenz bezeichnet das gleichzeitige Auftreten zweier Harninkontinenz-Arten:

  • Dranginkontinenz (Überaktive Blase): Plötzlicher, oft unkontrollierbarer, Harndrang.
  • Belastungsinkontinenz: Unwillkürlicher Urinverlust bei körperlicher Belastung, wie Husten, Lachen oder Heben schwerer Gegenstände.

💡 Betroffene verspüren einerseits häufig einen starken, kaum aufschiebbaren Harndrang, verlieren andererseits jedoch auch beim Niesen, Lachen oder Sport kleine Mengen Urin.

Mischinkontinenz verbindet die Symptome beider Formen und tritt häufiger auf, als gemeinhin angenommen.

urinverlust-bei-mischinkontinenz

Was sind die Ursachen für Mischinkontinenz?

Mischinkontinenz hat meist mehrere Auslöser, die die Funktionsfähigkeit des Harntrakts beeinträchtigen. Die wichtigsten Faktoren sind:

Schwäche des Beckenbodens

Der Beckenboden stützt Blase und Harnröhre. Ist er geschwächt – beispielsweise durch Schwangerschaft, Geburt, Unfälle oder altersbedingte Veränderungen – kann der Beckenboden die Organe nicht mehr ausreichend halten. Dadurch kommt es zu Belastungsinkontinenz, insbesondere beim Husten, Lachen oder körperlicher Anstrengung.


Nach einer Überbeanspruchung oder chronischer Schwäche reicht die Kraft des Beckenbodens oft nicht mehr aus, um plötzliche Drucksteigerungen in der Bauchhöhle abzufedern. Diese Schwäche begünstigt zudem eine überaktive Blase, was zu Dranginkontinenz führen kann.

Überaktive Blase

Entzündungen oder Reizungen der Blase können zu unfreiwilligen Kontraktionen führen (Dranginkontinenz). 


Dies tritt häufig auf bei:

  • Harnwegsinfektionen, wie einer akuten Blasen- oder Nierenbeckenentzündung
  • Vergrößerung der Prostata
  • Blasenkrebs
  • Parkinson-Krankheit
  • anderen Erkrankungen, die die Blase beeinflussen

Wenn die Blase überaktiv ist, erhöht sich der Druck auf den Beckenboden, der dem meist nicht standhalten kann – es kommt zu Urinverlust, manchmal sogar ohne körperliche Anstrengung.

Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft werden Beckenboden und Blase durch das wachsende Kind stärker belastet. Der erhöhte Druck auf die Beckenorgane kann zu einem schwachen Beckenboden führen, der Mischinkontinenz auslöst.

Wechseljahre

Mit dem Rückgang der Östrogenproduktion in den Wechseljahren werden die Gewebe im Beckenboden weniger elastisch und die Blasenwand empfindlicher. Beides fördert die Entwicklung einer Mischinkontinenz.

Weitere Risikofaktoren

Einige Faktoren können bestehende Beschwerden verstärken oder eine Mischinkontinenz begünstigen:

  • Chronischer Husten
  • Adipositas (Übergewicht)
  • Diabetes mellitus
  • Herz- oder Niereninsuffizienz
  • Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Diuretika)

Welche Symptome treten bei Mischinkontinenz auf?

Charakteristisch für eine Mischinkontinenz ist das Zusammentreffen folgender Symptome:

  • Urinverlust bei Belastung: z. B. beim Husten, Lachen, Springen oder Sport.
  • Häufiger Harndrang: Häufiges Wasserlassen tagsüber und/oder nächtliches Aufstehen (nächtliche Pollakisurie).
  • Plötzlicher, schwer aufhaltbarer Harndrang: Häufig kommt es zu Urinverlust, noch bevor die Toilette erreicht wird.

Ist Mischinkontinenz reversibel?

Je nach Ursache kann eine Mischinkontinenz sogar vollkommen reversibel sein. Umso wichtiger ist es, schon bei den ersten Anzeichen eine ärztliche Abklärung und gezielte Behandlung zu veranlassen.


Verschiedene Therapieformen wirken nachweislich gegen Mischinkontinenz – insbesondere die Kombination aus Beckenbodentraining und Blasentraining.

beckenbodentrainer-bei-mischinkontinenz

Wie wird Mischinkontinenz behandelt?

Eine erfolgreiche Behandlung setzt meist auf verschiedene Therapien, die individuell an die Schwere und Ursache der Beschwerden angepasst werden.

Beckenbodentraining 

💡Gezieltes Training des Beckenbodens ist eine der wirksamsten Methoden bei Mischinkontinenz.

Besonders bewährt haben sich Kegelübungen für Frauen. Moderne Hilfsmittel wie die Perifit Care+ Beckenbodentrainer unterstützen das Training und machen die Kontraktionen sicht- und messbar.


Auch die Elektrostimulation kann zum Einsatz kommen: Dabei stimuliert eine spezielle Vaginalsonde die Beckenbodenmuskulatur elektrisch, was besonders bei sehr schwachen Muskeln hilfreich ist.


Viele Patientinnen interessieren sich auch für natürliche Mittel gegen Harninkontinenz als ergänzende Therapie zum Beckenbodentraining.

Blasentraining

Zusätzlich zum Beckenbodentraining zielt ein strukturiertes Blasentraining darauf ab, die Blase an eine bessere Kontrolle zu gewöhnen und Harndrang abzustimmen. Dabei wird gemeinsam mit Ihrer Therapeutin ein individuelles Programm entwickelt, das u. a. folgende Elemente enthält:

  • Entspannung und Ablenkung bei Drang
  • Bewusstes Anspannen des Beckenbodens für 20–30 Sekunden
  • Koordination von Beckenboden- und Blasenentspannung

💡 Grundlage hierfür ist ein sogenanntes Miktionsprotokoll, bei dem über drei Tage die Trinkmenge und Urinmenge gemessen wird.

Mit konsequentem Blasentraining können Sie den Harndrang hinauszögern und die Kontrolle langsam zurückgewinnen.

Änderung des Lebensstils

Viele Alltagstipps können die Beschwerden deutlich lindern – und wirken wie ein natürliches Mittel gegen Harninkontinenz:

  • Reduktion von Alkohol, Koffein und kohlensäurehaltigen Getränken
  • Rauchstopp
  • Trinkmenge von 1,5–2 Litern Wasser täglich, gleichmäßig verteilt
  • Ballaststoffreiche Ernährung zum Schutz vor Verstopfung
  • Regelmäßige Bewegung und kontrolliertes Körpergewicht
  • Feste Zeiten für Toilettengänge etablieren

Medikamentöse Behandlung

Folgende Medikamente kommen, je nach Ursache und nach ärztlicher Absprache und Verschreibung, in Frage:

  • Beta-3-Agonisten: Entspannen den Blasenmuskel und erhöhen die Blasenkapazität, reduzieren den Harndrang.
  • Anticholinergika: Vermindern unwillkürliche Blasenkontraktionen.
  • Östrogenpräparate: Gerade in den Wechseljahren sind östrogenhaltige Präparate oft sinnvoll.

Operative Verfahren

Wenn konservative Therapien nicht ausreichen, stehen verschiedene chirurgische Optionen zur Verfügung:

  • Einlage eines spannungsfreien Bändchens zur Unterstützung der Harnröhre
  • Injektion von Botulinumtoxin zur Beruhigung einer überaktiven Blase
  • Implantation eines Blasenschrittmachers zur Reduktion unwillkürlicher Kontraktionen

Was passiert, wenn Mischinkontinenz unbehandelt bleibt?

Unbehandelt kann Mischinkontinenz nicht nur zu häufigen Harnwegsinfektionen und einem Fortschreiten der Symptomatik führen, sondern beeinflusst massiv das Wohlbefinden, die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl. Besonders soziale Kontakte und Aktivitäten sind häufig eingeschränkt.


Deshalb ist es wichtig, schon bei den ersten Anzeichen professionelle Hilfe zu suchen.

Mit gezieltem Beckenbodentraining, Blasentraining und ggf. der Unterstützung durch moderne Hilfsmittel wie die Perifit-Sonde können viele Betroffene ihre Beschwerden deutlich lindern – häufig ganz ohne Operation. Die regelmäßige Anwendung von Trainingstechnologien, zum Beispiel drei- bis fünfmal pro Woche, stärkt nachhaltig den schwachen Beckenboden und bietet eine hohe Chance auf eine Steigerung Ihrer Lebensqualität.

Quellen:

  • https://www.kontinenz-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2022/11/211455_DKG_H-uS_02-22_V3.pdf
  • https://www.aok.de/pk/leistungen/hilfsmittel/inkontinenz-und-blasenschwaeche/

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Lisa BRAUN
Beckenboden-Physiotherapeutin, Mutter und Gründerin von femphysio
Spezialisiert auf Frauengesundheit mit dem Fokus auf Schwangerschaft, Rückbildung und Beckenboden.

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