Viele Frauen kennen nächtlichen Harndrang oder ungewollte Urinverluste in der Nacht, was Schlaf und Lebensqualität stark beeinträchtigen kann. Die Ursachen für Inkontinenz bei Frauen in der Nacht sind vielfältig: hormonelle Veränderungen, Schwangerschaft, altersbedingte Blasenveränderungen oder bestimmte Erkrankungen. Auch Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Sport oder Medikamente spielen eine Rolle. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie nächtliche Harninkontinenz erkennen, vorbeugen und behandeln können.
Welche Störungen führen zu nächtlichem Harnverlust bei Frauen?
Nächtliche unwillkürliche Urinverluste können durch verschiedene gesundheitliche Probleme verursacht werden.
Nächtliches Einnässen (Enuresis nocturna)
💡 Beim nächtlichen Einnässen wacht die betroffene Person nicht auf und verliert unbewusst Urin im Schlaf.
Dieses Problem tritt häufig bei Kindern auf, kann aber auch bei Erwachsenen vorkommen, insbesondere bei Frauen mit einer überaktiven Blase oder häufigem Harndrang tagsüber (Pollakisurie) (1).
Harninkontinenz bei Frauen
Auch verschiedene Formen der Harninkontinenz können dazu führen, dass Frauen nachts Urin verlieren. Dazu gehören:
- Dranginkontinenz
- Überlaufinkontinenz
- Mischinkontinenz
Bei der Dranginkontinenz zieht sich die Blase unwillkürlich zusammen, was zu plötzlichen Verlusten von Urin führt.
Die Mischinkontinenz äußert sich durch ständigen Harndrang sowohl tagsüber als auch nachts, kombiniert mit ungewolltem Urinverlust (2).
Bei der Überlaufinkontinenz kommt es zu nächtlichen Urinverlusten, wenn die Blase übervoll wird (2).
Was ist der Unterschied zwischen Nykturie und nächtlichem Einnässen?
Im Gegensatz zum nächtlichen Einnässen verursacht die Nykturie keine ungewollten Urinverluste. Sie zwingt die betroffene Frau jedoch dazu, mehrmals in der Nacht aufzustehen, um auf die Toilette zu gehen.
Dabei handelt es sich also nicht um tatsächliche nächtliche Inkontinenz, sondern um einen verstärkten nächtlichen Harndrang. Die Person wacht bewusst auf, bevor sie die Toilette aufsucht, und geht freiwillig urinieren.

Was sind die Ursachen für nächtliche Inkontinenz bei Frauen?
Physiologische Faktoren
Hormonelle Veränderungen
Eine häufige Ursache für nächtliche Inkontinenz ist ein Mangel an antidiuretischem Hormon (ADH). Normalerweise produziert der Körper nachts weniger ADH. Bei einer Störung dieses Mechanismus kann es jedoch zu nächtlichen Urinverlusten kommen (3).
Weitere hormonelle Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle.
💡 Besonders während der Menopause führt ein Abfall der Östrogene zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur, die die Blase nicht mehr optimal unterstützt (4).
Auch während der Schwangerschaft treten nächtliche Urinverluste häufig auf. Gründe sind:
- Das wachsende Uterusvolumen drückt auf die Blase und reduziert ihre Speicherfähigkeit.
- Mit dem zunehmenden Blutvolumen steigt die Urinproduktion.
- Hormonelle Veränderungen führen zu einer Lockerung der Harnröhre, die Harnverluste begünstigt.
Alterungsprozesse
Mit zunehmendem Alter verlieren die Harnröhrensphinkter und der Blasenmuskel (Detrusor) an Elastizität. Die Blase kann weniger Urin speichern, und nächtlicher Harndrang wird häufiger (3).
Medizinische Faktoren
Es gibt zahlreiche medizinische Ursachen für Inkontinenz bei Frauen in der Nacht. Dazu gehören:
- Überaktive Blase
- Harnwegsinfektionen
- Nächtliche Polyurie
- Diabetes
- Neurologische Erkrankungen (3)
Auch bestimmte Medikamente können nächtliche Urinverluste verursachen, z. B.:
- Diuretika, verschrieben bei Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck
- Anticholinergika (4)
Faktoren im Lebensstil
Bei jungen Frauen wie auch älteren Personen können weitere Aspekte nächtliche Inkontinenz begünstigen:
- Reizende Getränke wie Kaffee, Alkohol oder Zitrussäfte
- Sportarten, die den Beckenboden belasten, z. B. Joggen, Zumba, Trampolin
- Verstopfung, Husten oder Übergewicht
- Mögliche Bindegewebsschwächen, die besonders bei Frauen zu nächtlicher Inkontinenz führen können (2)
Obwohl nächtliches Einnässen und Urinverlust in unserer Gesellschaft noch ein Tabuthema sind, gibt es heute zahlreiche Alternativen zur reinen Verwendung von Inkontinenzprodukten wie Einlagen oder Vorlagen, um die Inkontinenz nachts zu bewältigen.

Behandlungen und Lösungen bei nächtlicher Inkontinenz bei Frauen
Gesunden Lebensstil pflegen
Wie bereits bei den Ursachen erwähnt, können bestimmte Lebensgewohnheiten die nächtliche Inkontinenz begünstigen.
Egal, ob die nächtliche Inkontinenz bei Frauen in der Menopause auftritt oder andere Gründe hat – Gesundheitsexperten empfehlen:
- Flüssigkeitsaufnahme mindestens 2 Stunden vor dem Schlafengehen reduzieren
- Übergewicht abbauen, falls es die Ursache der nächtlichen Urinverluste ist
- Ärztliche Beratung bei Harnwegsinfektionen oder Medikamenten einholen, die nächtliches Einnässen begünstigen
- Ernährung anpassen, um Verstopfung zu vermeiden
- Rauchen einstellen, um chronischen Husten zu reduzieren, der den Beckenboden belastet (6)
Diese Maßnahmen können die nächtliche Inkontinenz bei Frauen deutlich verringern. Parallel dazu kann der Arzt verschiedene medizinische Behandlungen der nächtlichen Inkontinenz vorschlagen.
Beckenboden stärken
Beckenbodengymnastik ist eine sehr effektive Methode, um nächtliche Harninkontinenz bei Frauen zu bekämpfen. Sie wird je nach Indikation von Hebammen oder Physiotherapeutinnen durchgeführt.
💡 Ziel der Therapie: Die Beckenbodenmuskulatur kräftigentonisieren, um die Blasenfunktion zu unterstützen.
Dazu können folgende Techniken eingesetzt werden:
- Übungen mit Beckenboden Kontraktionen, die Therapeutin kann auch mittels vaginaler Palpation den Kraftgrad des Beckenbodens feststellen, die korrekte Anspannung schulen sowie einen Therapieplan erstellen
- Beckenbodentraining durch Elektrostimulation
- Biofeedback-Training, bei dem die Patientin ihre Beckenbodenmuskeln gezielt trainiert
Bei den beiden letzten Methoden wird eine Vaginalsonde eingesetzt:
- Bei der Elektrostimulation erzeugt die Sonde elektrische Impulse, die unwillkürliche Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur auslösen.
- Das Biofeedback erlaubt es, die Muskeln aktiv zu kontrahieren.
Optional kann auch der Perifit Care+ Beckenboden Trainer mit Biofeedback genutzt werden. Dieses Gerät ermöglicht es, die Beckenbodenmuskulatur zu trainieren, während die Bewegungen auf dem Smartphone sichtbar sind.
Medizinische Lösungen in Betracht ziehen
Neben Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur gibt es weitere medizinische Therapieoptionen, abhängig von der Art der nächtlichen Inkontinenz bei Frauen:
- Bei überaktiver Blase oder Mischinkontinenz können Antispasmolytika verschrieben werden (6)
- Liegt die Ursache in der Menopause, kommen östrogenhaltige Behandlungen zum Einsatz (6)
Welche Lebensmittel sollten bei nächtlicher Harninkontinenz vermieden werden?
Zusätzlich zu den bereits genannten Empfehlungen gibt die Deutsche Gesellschaft für Urologie einige Ernährungstipps, um nächtliche Urinverluste zu vermeiden:
- Scharfe Speisen können die Blase reizen und sollten daher reduziert werden (7).
- Regelmäßige Mahlzeiten unterstützen eine optimale Verdauung und gleichzeitig die Blasenfunktion. Versuchen Sie, zu festen Zeiten zu essen (7).
Heutzutage bietet die Medizin zahlreiche Lösungen, um nächtliche Inkontinenz bei Frauen effektiv zu behandeln. Konsultieren Sie deshalb zeitnah eine Ärztin oder einen Arzt. Ergänzend können Sie die Perifit-Sonde verwenden und Ihren Beckenboden bequem zu Hause stärken.
Quellen:
- Urofrance-Le bilan urodynamique de l’énurésie est-il justifié ?
- Ameli-Incontinence urinaire : mécanismes, fréquence et causes
- Urofrance-Troubles de la miction et incontinence urinaire de l’adulte et du sujet âgé
- MSD- La ménopause
- Urofrance-Recommandation sur l’énurésie nocturne primaire isolée
- Ameli- Incontinence-urinaire : le traitement
- Urofrance- Incontinence urinaire les techniques conservatrices