Rückbildung nach Kaiserschnitt: Warum der Beckenboden Aufmerksamkeit braucht

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Die Rückbildung des Beckenbodens nach einem Kaiserschnitt wird oft unterschätzt – dabei ist sie essentiell, um Ihre Beckenbodengesundheit wiederherzustellen. Auch bei einem Kaiserschnitt bzw. einer sog. Bauchgeburt, hat Ihr Beckenboden dennoch deutliche Veränderungen erfahren. Der Geburtsmodus spielt sogar eine entscheidende Rolle für Ihre Erholung nach der Geburt. Sie fragen sich bestimmt, ob die Rückbildung in Ihrem Fall notwendig ist? Ganz gleich, ob Sie Schmerzen, Urinverlust oder einfach nur eine Schwäche spüren, es ist wichtig, Ihren Beckenboden sanft zu stärken. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, warum, wann und wie Sie Ihren Beckenboden nach der Geburt trainieren können.

Warum ist die Beckenbodenrückbildung nach einem Kaiserschnitt wichtig?

Man könnte meinen, da der Beckenboden bei einem Kaiserschnitt nicht direkt beansprucht wurde, sei keine Rückbildung notwendig. Falsch gedacht! Die Schwangerschaft hat neun Monate lang den Beckenboden durch Druck von oben bereits stark beansprucht. Das Gewicht des Babys, des Fruchtwassers und sogar hormonelle Veränderungen schwächen die Beckenbodenmuskulatur.

💡 Der Beckenboden ist für viele wichtige Funktionen verantwortlich, wie die Kontinenz und die Unterstützung der Organe. Eine Schwäche des Beckenbodens kann zu Harninkontinenz oder einem Prolaps (Organsenkung) führen. 

Die Beckenbodenrückbildung nach Kaiserschnitt hilft dabei, diesen Bereich zu stärken, diesen Beschwerden vorzubeugen und das Wohlbefinden zurückzugewinnen. Sie verbessert auch die Körperhaltung und kann Rückenschmerzen lindern. Es ist ein unverzichtbarer Schritt, um nach einem Kaiserschnitt gut für sich zu sorgen und zukünftige Komplikationen zu vermeiden.

Welche Symptome können auf Beckenbodenprobleme nach einem Kaiserschnitt hindeuten?

Verschiedene Anzeichen können darauf hinweisen, dass Ihr Beckenboden Aufmerksamkeit benötigt. Haben Sie Urinverlust beim Lachen oder Niesen? Fällt es Ihnen schwer, Winde zu halten? Das deutet wahrscheinlich auf ein Problem mit der Muskelkraft Ihres Beckenbodens hin.


Auch nach einem Kaiserschnitt können Schmerzen in der Beckenbodenmuskulatur auftreten, die durch den während der Schwangerschaft ausgeübten Druck verursacht werden. Beckenschmerzen im Wochenbett können manchmal mit den Folgen der Operation verwechselt werden, aber sie können auch auf einen geschwächten Beckenboden hinweisen.


Ebenso kann eine verminderte Empfindlichkeit beim Geschlechtsverkehr auf eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur hindeuten. Ein Schweregefühl im Unterbauch oder sogar das Gefühl, dass etwas im Inneren der Vagina „herunterrutscht“, sind ebenfalls Warnsignale, die nicht ignoriert werden sollten.


All dies sind Symptome, die zeigen, dass eine Rückbildung notwendig ist. Wenn eines dieser Anzeichen auftritt, sollten Sie nicht zögern, eine Fachkraft zu konsultieren, um die Rückbildung nach einem Kaiserschnitt zu besprechen.

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Wann sollte man mit der Beckenbodenrückbildung nach einem Kaiserschnitt beginnen?

Der richtige Zeitpunkt ist wichtig. Natürlich möchten Sie schnell wieder fit werden, aber Ihr Körper braucht Zeit zur Heilung. Wussten Sie übrigens, dass ein Beckenbodentraining in der Schwangerschaft die Rückbildung nach einem Kaiserschnitt erleichtern kann?

💡 In der Regel beginnt man mit der Rückbildung etwa sechs bis acht Wochen nach einem Kaiserschnitt, sobald sich die Gebärmutter und das umliegende Gewebe erholt haben. 

Es ist jedoch wichtig, auf den eigenen Körper zu hören, da jede Frau anders ist.


Bevor Sie mit den Übungen beginnen, konsultieren Sie Ihre Gynäkologin oder Ihre Hebamme bei der Nachuntersuchung. Hier ist die medizinische Freigabe entscheidend, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. Übereilung hilft nicht, daher ist es besser, auf das „Go“ zu warten, um entspannt mit der Rückbildung zu starten.

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Welche Beckenbodenübungen sollte man nach einem Kaiserschnitt praktizieren?

Bereit für eine Runde Beckenboden-Gymnastik? Hier sind einige einfache, aber effektive Übungen:

  • Kegel-Übungen: Spannen Sie Ihren Beckenboden in Rückenlage mit aufgestellten Füßen mit einer Ausatmung an, als wollten Sie Urin anhalten. Halten Sie 5 Sekunden lang und entspannen Sie dann. Wiederholen Sie dies 10 Mal.
  • Der Beckenboden-Aufzug: Stellen Sie sich Ihren Beckenboden wie einen Aufzug vor. Ziehen Sie ihn schrittweise über 3 Stockwerke mit einer Ausatmung nach oben und lassen Sie ihn dann langsam wieder herab.
  • Die Brücke: Legen Sie sich auf den Rücken, stellen Sie die Füße vor dem Gesäß auf und heben Sie das Becken mit einer Ausatmung an. Oben angekommen, einatmen und mit einer Ausatmung den Beckenboden anspannen. 
  • Die Bauchatmung: Atmen Sie ein, der Bauch wird groß und die Bauchdecke hebt sich nach oben. Sanft ausatmen und den Bauchnabel vorsichtig nach innen Richtung Wirbelsäule ziehen.
  • Die Katzenposition: Gehen Sie in den Vierfüßlerstand, runden Sie den Rücken beim Ausatmen wie eine Katze und spannen Sie vorsichtig den Beckenboden an.

💡 Alle Übungen sollten schmerzfrei durchgeführt werden und bei auftretenden Schmerzen die Übung abbrechen und eine Physiotherapeutin, Hebamme oder Ärztin zu Rate ziehen. 

Man kann auch Biofeedback-Geräte wie den Perifit Care+ Sensor verwenden, die helfen, Beckenbodenkontraktionen sichtbar zu machen. Das kann motivierend sein, besonders wenn man das Gefühl hat, dass sich nichts bewegt. Das Wichtigste ist, regelmäßig zu üben, um konkrete Ergebnisse zu sehen. Seit Kurzem ist der Perifit Care+ ins Heilmittelverzeichnis aufgenommen worden und kann Ihnen durch ihre Ärztin oder ihren Arzt verordnet werden, somit können die Kosten (teiweise) von Ihrer Krankenkasse übernommen werden. 

Häufige Fehler bei der Beckenbodenrückbildung nach einem Kaiserschnitt

Der erste Fehler ist, zu schnell voranzugehen. Es ist verlockend, sich zu überanstrengen, um schneller wieder fit zu werden. Aber Vorsicht, es geht nicht darum, den Beckenboden wie Hanteln zu stemmen! Die Kontraktionen sollten behutsam sein und schrittweise gesteigert werden. Zu viel Anstrengung kann die Symptome verschlimmern, anstatt sie zu verbessern.


Während der Rückbildung nach Geburt ist es wichtig, die Bauch- oder Gesäßmuskeln nicht anzuspannen. Das Anspannen dieser Muskeln kann die korrekte Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur beeinträchtigen und die Übungen weniger effektiv machen.

Vergessen Sie nicht, während der Übungen tief zu atmen. Denken Sie auch daran, Ihre Muskeln zwischen jeder Kontraktion gut zu entspannen. Und wenn Schmerzen auftreten, brechen Sie die Übung ab!

Letztendlich ist mangelnde Regelmäßigkeit eine häufige Falle. Es reicht nicht aus, einmal pro Woche zu üben, um Ergebnisse zu erzielen. Die Rückbildung muss zu einer fast täglichen Routine werden, genau wie das Zähneputzen.

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Wie beeinflusst Stillen die Beckenbodenrückbildung nach einem Kaiserschnitt?

Stillen führt zur Ausschüttung des Hormons Oxytocin, das die Kontraktion der Gebärmutter fördert. In den ersten Tagen nach der Geburt kann dies zu Nachwehen führen, die dazu beitragen, die Gebärmutter zu verkleinern und in ihre ursprüngliche Position zurückzubringen. Praktisch, um sich schneller zu erholen!


Andererseits verringert das Stillen die Östrogenproduktion, was zur Erschlaffung des Beckenbodens beitragen und die Erholung des Beckenbodengewebes verlangsamen kann. Das bedeutet nicht, dass man keine Rückbildung machen kann, aber es kann notwendig sein, bestimmte Übungen anzupassen oder geduldiger mit den Ergebnissen zu sein.


Glücklicherweise kann man immer sanfte und angepasste Übungen machen, während man auf seinen Körper hört. Stillen bedeutet nicht, dass man auf die Beckenbodenrückbildung verzichten muss, sondern einfach, dass man etwas aufmerksamer auf die Zeichen seines Körper hören sollte.

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Welche Fachkräfte können bei der Beckenbodenrückbildung nach einem Kaiserschnitt helfen?

Benötigen Sie Unterstützung für Ihren Beckenboden? Mehrere Gesundheitsfachkräfte stehen Ihnen zur Seite.


Hebammen begleiten Sie nach der Geburt in der Nachsorge zu Hause. Manche bieten auch Rückbildungskurse an. Meistens ist die Hebamme die erste Ansprechpartnerin und diese kann Sie an die passende kompetente Fachrichtung zum Beispiel bei Inkontinenz nach Geburt weiterleiten. 


Spezialisierte Beckenboden-Physiotherapeutinnen behandeln auch bei einer Sectio oder Bauchgeburt. Die Narbe sollte im Blick behalten werden und bei Bedarf behandelt werden, da sich Verwachsungen und Verklebungen bilden können, die dann zu Schmerzen im unteren Rücken führen können. Außerdem kann sich ein Beckenboden-Check-Up lohnen und ein auf Sie spezialisiertes Übungsprogramm zusammengestellt werden. 


Schließlich sollten Sie bei Zweifeln nicht zögern, Ihre Gynäkologin oder Ihren Gynäkologen zu konsultieren. Wenn Schmerzen bestehen bleiben oder die Übungen nicht zu wirken scheinen, kann eine zusätzliche medizinische Meinung notwendig sein. Das Wichtigste ist, mit diesen Problemen nicht allein zu bleiben und die richtigen Personen um Hilfe zu bitten.

Die Rückbildung nach Kaiserschnitt ist ein entscheidender Schritt, um Spannkraft und Wohlbefinden zurückzugewinnen. Sie hilft, Schmerzen vorzubeugen und Langzeitkomplikationen zu vermeiden. Also, kümmern Sie sich gut um sich und geben Sie sich die Zeit, sich richtig zu erholen!

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Lisa BRAUN
Beckenboden-Physiotherapeutin, Mutter und Gründerin von femphysio
Spezialisiert auf Frauengesundheit mit dem Fokus auf Schwangerschaft, Rückbildung und Beckenboden.

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