Die Schwangerschaft und eine vaginale Geburt belasten den Beckenboden stark. Dabei kann es zu einer Überdehnung der Bänder und einer Schwächung des Beckenbodens kommen. In Deutschland berichten viele Frauen über Blasenschwäche nach der Entbindung – sei es unmittelbar nach der Geburt oder auch Monate später. Doch was genau steckt hinter der Inkontinenz nach der Geburt, wie lange dauert sie, und was hilft wirklich dagegen? Wir klären auf.
Was ist Inkontinenz nach der Geburt?
Nach der Geburt kann es passieren, dass der Harn nicht mehr wie gewohnt zurückgehalten werden kann. Dieses Phänomen nennt man postpartale Inkontinenz. Sie tritt auf, wenn die Muskeln, die für das Schließen der Blase zuständig sind, an Kraft verloren haben.
Es gibt verschiedene Formen der Inkontinenz:
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Belastungsinkontinenz: Beim Husten, Niesen oder Heben schwerer Gegenstände geht unwillkürlich Urin ab.
- Dranginkontinenz: Häufiger, plötzlicher Harndrang, der schwer zu kontrollieren ist.
💡 Probleme mit der Blasenentleerung nach der Geburt sind keine Seltenheit.
Mit der richtigen Unterstützung lassen sich die Symptome deutlich verbessern – und das Wohlbefinden steigt.
Wie entsteht Inkontinenz nach Schwangerschaft und Geburt?
Die Ursachen für Inkontinenz nach Schwangerschaft sind vielfältig – und meist eine Kombination aus mehreren körperlichen Veränderungen:
1. Geschwächter Beckenboden
Der Beckenboden trägt die Blase und spielt eine zentrale Rolle für die Kontinenz. Während der Schwangerschaft lastet das zunehmende Gewicht des Babys auf dieser Muskelgruppe. Das kann zu einer Überdehnung und einem Verlust an Spannung führen – besonders bei einer langen oder komplizierten Geburt.
Wenn der Beckenboden nach der Entbindung geschwächt ist, gelingt es oft nicht mehr, die Harnröhre ausreichend zu schließen – was zu ungewolltem Urinverlust führt.
2. Hormonelle Veränderungen
Während der Schwangerschaft sorgen Hormone wie Relaxin für mehr Elastizität in Muskeln und Bindegewebe – eine wichtige Vorbereitung auf die Geburt. Doch nach der Entbindung sinken diese Hormonspiegel rapide, was oft zu einem Tonusverlust führt. Viele Frauen erleben bereits in der Schwangerschaft eine Blasenschwäche durch diese Veränderungen, die dann nach der Geburt noch weiter zunimmt.
Besonders während der Stillzeit fällt zudem der Östrogenspiegel. Das kann die Blase empfindlicher machen und den Harndrang verstärken – viele Frauen erleben das als typische Blasenschwäche nach der Schwangerschaft.
3. Geburtsverletzungen
Bei einer vaginalen Geburt kann es zu Rissen im Dammbereich und Beckenboden kommen oder es wird ein Dammschnitt (Episiotomie) vorgenommen. Selbst wenn diese gut verheilen, können betroffene Muskel- oder Nervenstrukturen geschwächt bleiben. In manchen Fällen wird auch die Sensibilität im Beckenbereich verändert, was die Kontrolle über die Blase zusätzlich erschwert.

Wie lange dauert Inkontinenz nach der Geburt?
Die Dauer ist individuell verschieden. Bei manchen Frauen verschwinden die Beschwerden nach einigen Wochen, bei anderen halten sie mehrere Monate an. Eine wichtige Rolle spielt dabei, wie sehr der Beckenboden belastet wurde.
In der Regel bessern sich die Symptome innerhalb der ersten drei Monate. Mit gezieltem Beckenbodentraining zu Hause und Beckenbodentraining nach der Geburt unter professioneller Anleitung verschwinden die Beschwerden bei den meisten Frauen innerhalb von 6 bis 12 Monaten vollständig.
Was hilft bei Inkontinenz nach der Geburt?
Auch wenn Blasenschwäche nach der Geburt häufig ist – sie ist behandelbar. Hier sind die wirksamsten Maßnahmen:
Beckenboden gezielt trainieren
Eine gezielte Rückbildungsgymnastik ist entscheidend. Auch nach einem Kaiserschnitt sind Rückbildungübungen für den Beckenboden sinnvoll, da die Schwangerschaft eine große Belastung für den Beckenboden darstellt.
Kegel-Übungen und andere spezielle Techniken helfen, den Beckenboden zu stärken. Ein regelmäßiges Anspannen und Entspannen der Muskeln verbessert nicht nur die Kontrolle, sondern erhöht auch die Belastbarkeit des Beckenbodens.
Ein individuell abgestimmtes Training durch eine Hebamme oder Physiotherapeutin ist empfehlenswert. Unterstützend wirken Methoden wie Biofeedback oder Elektrostimulation – vor allem in Kombination mit digitalen Tools wie dem interaktiven Trainingsgerät Perifit Care+.
Auf ein gesundes Körpergewicht achten
Übergewicht erhöht den Druck auf die Blase. Eine ausgewogene Ernährung nach der Geburt unterstützt die Rückbildung und beugt zusätzlichen Belastungen vor. Wichtig ist auch eine ballaststoffreiche Kost, um Verstopfung zu vermeiden – denn Pressen beim Stuhlgang kann die Inkontinenz verschlimmern.
Leichte Bewegung wie Spazierengehen oder Schwimmen hilft ebenfalls, das Gewicht stabil zu halten, ohne den Beckenboden zu überlasten.
Keine übermäßige Belastung
Zu frühe oder zu intensive Sportarten wie Joggen oder klassische Bauchmuskelübungen können die Symptome verstärken. Besser sind sanfte Bewegungsformen wie Yoga oder Pilates, die die Körpermitte stärken, ohne zu viel Druck auf den Beckenboden aufzubauen.
Im Alltag lohnt es sich, bewusst zu heben: Immer aus den Knien, nicht aus dem Rücken – das schützt den Beckenboden zusätzlich.
Haltung und Körperwahrnehmung verbessern
Eine aufrechte Haltung stärkt die Körpermitte und entlastet den Beckenboden. Dabei hilft es, die tiefliegende Bauchmuskulatur sanft anzuspannen und den Rücken nicht ins Hohlkreuz fallen zu lassen.
Auch beim Sitzen gilt: Füße fest am Boden, das Becken gut gestützt – so verteilen sich Druck und Gewicht gleichmäßig.
Trigger vermeiden
Bestimmte Getränke und Nahrungsmittel reizen die Blase und sollten bei Inkontinenz gemieden werden: Kaffee, Alkohol, kohlensäurehaltige Getränke und Zitrusfrüchte gehören dazu.
💡 Auch bei Blasenschwäche sollten Sie ausreichend trinken, um eine Reizung durch konzentrierten Urin zu vermeiden. Übertreiben sollte man es allerdings auch nicht – zu viel Flüssigkeit belastet die Blase zusätzlich.
Wer raucht, erhöht das Risiko für chronischen Husten – und damit auch für Inkontinenz.
Ungewollter Urinverlust nach der Geburt kann sehr belastend sein – doch Sie sind nicht allein. Beckenboden-Inkontinenz nach Geburt ist häufig, aber gut behandelbar. Mit gezielten Maßnahmen, etwas Geduld und professioneller Unterstützung können Sie wieder Vertrauen in Ihren Körper gewinnen. Sprechen Sie bei anhaltenden Beschwerden mit Ihrer Hebamme, Gynäkologin oder einer spezialisierten Physiotherapeutin – gemeinsam finden Sie den passenden Weg.
Der Perifit Care+ Beckenbodentrainer kann dabei eine gute Unterstützung sein und wird als medizinisches Hilfsmittel von Ihrer gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.