Vorbereitung des Beckenbodens auf Wehen und Geburt
Eine Schwangerschaft ist eine Zeit, in der sich das Leben und der Körper einer Frau stark verändern! Die Hormone gehen auf Achterbahnfahrt, der Geruchs- und Geschmackssinn können verrrückt spielen, Sie können mit Übelkeit zu kämpfen haben und mehr. Aber auch die Pflege und Vorbereitung Ihres Körpers auf die Geburt ist ein wichtiger Aspekt der Schwangerschaft.
Während Ihr Baby und Ihr Bauch wachsen, verändert sich auch Ihr Beckenboden.
Was geschieht mit dem Beckenboden während der Schwangerschaft?
Der Beckenboden und seine Muskeln werden während der Schwangerschaft stark beansprucht: Sie müssen das Gewicht des wachsenden Babys tragen und werden gleichzeitig weicher und dehnbarer, damit das Baby bei der Geburt hindurchpassen kann.
Unabhängig davon, ob Sie vaginal oder per Kaiserschnitt entbinden, werden Ihre Beckenbodenmuskeln durch die hormonellen Veränderungen und das Gewicht des wachsenden Fötus beansprucht. Bei einer vaginalen Geburt wird die Beckenbodenmuskulatur stark gedehnt und belastet. Bei einem Kaiserschnitt werden mehrere Muskelschichten durchtrennt, was zu einer langsameren Erholung und einer geschwächten Bauchdecke führen kann.
Was sind Anzeichen für einen schwachen Beckenboden oder eine Beckenboden-Verletzung?
Ein schwacher Beckenboden kann zu Harn- und Stuhlinkontinenz (Auslaufen) führen oder zu dem Gefühl, dass Sie den Harn nicht halten können. Es kann auch zu einem Beckenorganprolaps kommen (wenn sich die Beckenorgane in die Scheidenwände vorwölben und ein "Schweregefühl" verursachen). Ein schwacher Beckenboden kann unter anderem auch zu Schmerzen im Beckengürtel und im unteren Rücken beitragen.
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die das Risiko einer Dammverletzung während der Geburt erhöhen können:
- Baby mit hohem Geburtsgewicht
- Einsatz von Instrumenten währen der Geburt
- Primiparität (Erstgeburt)
- Einleitung der Wehen
- Das Baby ist ein sogenannter Sternengucker
- Episiotomie (auch Dammschnitt genannt - eine kleine, kontrollierte Verletzung, die das Risiko größerer Risse während der Geburt verringert).
Ihr Entbindungsteam wird eng mit Ihnen zusammenarbeiten, um das Risiko einer Geburtsverletzung zu reduzieren. Falls es doch zu einer Dammverletzung kommt, können Sie mit ihren Ärzten und Physiotherapeuten zusammenarbeiten, um die Kraft und Funktion ihres Beckenbodens wiederzuerlangen.
Was kann ich tun, um meinen Beckenboden während der Schwangerschaft zu unterstützen?
Beckenbodentraining - Entspannungsphase
Während der Schwangerschaft ist ein Beckenbodentraining wichtig, um den Beckenboden vorzubereiten und zu schützen. Ein Beckenboden-Physiotherapeut kann Ihnen während der Schwangerschaft ein individuelles Programm mit sicheren Beckenbodenübungen erstellen. Ein starker Beckenboden ist wichtig, um das Gewicht des Babys zu halten und Inkontinenz vorzubeugen. Ebenso wichtig ist es, zu lernen, den Beckenboden zu entspannen, damit er sich für die Geburt öffnen und ausdehnen kann.
Beckenbodentraining - Kraftphase
Die Vorteile eines gesunden Beckenbodens sind vielfältig. Ein Beckenbodentrainingsprogramm vor und während der Schwangerschaft kann die Schwächung der Muskeln durch die Belastung des wachsenden Babys reduzieren, das Verletzungsrisiko während einer vaginalen Geburt senken und die Erholung nach der Geburt beschleunigen. Ein starker Beckenboden kann auch das sexuelle Vergnügen der Frau und ihres Partners steigern und sogar die Dauer der aktiven Wehen verkürzen!
Da Beckenbodentrainer aus ethischen Gründen nicht an schwangeren Frauen getestet wurden, raten wir davon ab, diese Methode während der Schwangerschaft zum Training des Beckenbodens anzuwenden. Wir empfehlen alternative Methoden zur Stärkung des Beckenbodens in dieser Zeit, wie z. B. manuelle Kegel-Übungen, Yoga für Schwangere oder Pilates.
Dammmassage
Es gibt einige Studien, die den potenziellen Nutzen einer Dammmassage zur Senkung des Dammriss-Risikos bei einer vaginalen Entbindung belegen. Ab der 34. oder 35. Schwangerschaftswoche kann eine Frau (oder ihr Partner) damit beginnen, den Damm 1-2 Mal pro Woche zu massieren, wobei jede Sitzung maximal 5 Minuten dauern sollte.
Für die Dammmassage gibt es mehrere Techniken. Bei allen werden ein oder zwei geölte Finger etwa 5 cm in die Vagina eingeführt und sanfter Druck nach unten (in Richtung Anus) und zur Seite der Vagina ausgeübt, bis ein leichtes Kribbeln oder Brennen zu spüren ist. Die Dehnung wird etwa 2 Minuten lang gehalten, bevor die Finger neu ausgerichtet werden (Royal Australian College of General Practitioners).
Gesunde Darmgewohnheiten
Eine weitere wichtige Maßnahme zur Pflege des Beckenbodens während der Schwangerschaft ist die Vermeidung von Verstopfung oder übermäßiger Anstrengung beim Stuhlgang. Durch die hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft wird der Darm träger, sodass es bei Schwangeren häufig zu Verstopfung kommt. Starkes Pressen belastet den Beckenboden und kann zu Problemen wie Hämorrhoiden führen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, eine ballaststoffreiche Ernährung und leichte Bewegung sind gute Möglichkeiten, die Darmbewegung zu fördern und den Beckenboden zu schützen.
Was, wenn ich einen "überaktiven" oder "angespannten" Beckenboden habe?
Bei manchen Frauen kann es zu einer Überaktivität oder "Verspannung" der Beckenbodenmuskulatur kommen. Das bedeutet, dass sich die Beckenbodenmuskeln nur schwer entspannen können und daher ständig in einem leicht angespannten Zustand sind. Das mag zwar gut klingen, ist aber nicht optimal und bedeutet nicht unbedingt, dass der Beckenboden gesund und stark ist!
Wenn man Ihnen vor der Schwangerschaft gesagt hat, dass Sie einen überaktiven Beckenboden haben, oder wenn Sie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung oder chronische Harnwegsinfekte haben, ist es wichtig, dass Sie lernen, Ihren Beckenboden zu entspannen. Es gibt Hinweise darauf, dass ein erhöhter Beckenboden-Ruhetonus in der Schwangerschaft mit einer längeren "Pressphase" der Wehen in Verbindung steht. Dies geht jedoch nicht mit einem erhöhten Risiko für Geburtskomplikationen einher.
Suchen Sie sich einen Physiotherapeuten mit Schwerpunkt Frauenheilkunde und lernen Sie, wie Sie Ihren Beckenboden während der Schwangerschaft stärken bzw. entspannen können, wenn Sie unter einem überaktiven Beckenboden leiden.