Racing for equality

Wir schreiben das Jahr 2022, und das Thema Sexismus floriert nach wie vor. Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio wurde deutlich, dass sexistische Doppelmoral und rassistische Maßnahmen selbst auf einer breit gefächerten Weltbühne noch lange nicht ausgestorben sind.

Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio wurden der Öffentlichkeit stolz als die ersten "geschlechterneutralen Olympischen Spiele aller Zeiten" präsentiert. Das Argument war, dass die Anzahl der männlichen und weiblichen Athleten annähernd gleich sein würde und dass man den männlichen und weiblichen Athleten die gleiche Aufmerksamkeit widmen würde. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ging sogar so weit zu sagen, dass die diesjährigen Spiele einen "Meilenstein in der Gleichstellung der Geschlechter" darstellen. Wir wir, haben sich viele Zuschauer und Zuschauerinnen auf diesen Moment gefreut!

Von der Sexualisierung und Messung der Testosteronspiegel, bis hin zu einer Geldstrafe für das norwegische Frauen-Beachhandballteam wegen zu langer Shorts - Diskriminierung ist in der Welt des Sports nach wie vor allgegenwärtig.

Doppelmoral

Nicht nur die norwegische Beachhandballmannschaft der Frauen wurde mit einer Geldstrafe von 1.500 € belegt, weil ihre Shorts zu lang waren, sondern auch die britische Paralympionikin Oliva Breen wurde vor den Spielen 2020 von einem Offiziellen darauf hingewiesen, dass ihr Slip zu kurz sei. Der Paralympionikin zufolge erfüllte der Slip die olympische Kleiderordnung jedoch. Athleten ihrer Disziplin dürfen Sponsoren-Kleidung (den Slip) tragen, solange sie auch eine Weste oder ein nationales Trikot tragen. Ihr Outfit darf lediglich nicht "anstößig oder durchsichtig" sein.

Auch wenn Handball nicht Teil der Olympischen Spiele 2021 in Tokio war, so erinnert dieser Vorfall doch an die krasse sexistische Doppelmoral, mit der die Sportler tagtäglich konfrontiert werden.

Auch die IOC-Bestimmungen bezüglich Testosteron waren von sexistischen Ideen durchdrungen. Die namibischen Leichtathletik-Stars Christine Mboma und Beatrice Masilingi waren auf dem besten Weg, olympische Medaillen zu gewinnen, aber ihr schneller Aufstieg wurde noch schneller gestoppt. Die Teenager wurden von den Olympischen Spielen in Tokio ausgeschlossen, mit der Begründung, dass ihre Testosteronwerte zu hoch sind. Diese Nachricht war für beide ein Schock, da sie nie zuvor getestet worden waren und keinen Grund zur Annahme hatten, dass ihre natürlichen Hormone nicht auf dem "normalen" Niveau lagen, das von Sportlerinnen erwartet wird.

Doppelmoral vom Feinsten: Die Welt lobt Michael Phelps für seine natürlichen, genetischen Vorteile, aber wenn es um einen natürlichen Testosteronvorteil von weiblichen Athletinnen geht, wird die Messlatte neu definiert.

Es betrifft nicht nur die olympischen Spiele

Die US-amerikanische Leichtathletin Alex Felix informierte ihren Sponsor, Nike, 2018 über Ihre Schwangerschaft. Die Reaktion? Sie kürzten ihren Vertrag um 70 % und boten keine Versicherung an, falls sie nicht in der Lage sein sollte, zu ihren sportlichen Fähigkeiten/ihrem Niveau von vor der Schwangerschaft zurückzukehren.

Für Sportler bedeutet der Verlust von Sponsoren nicht nur den Verlust der finanziellen Mittel für das Training. Es bedeutet vor allem, dem Sportler zu sagen, dass er nicht mehr wert ist, finanziert zu werden. Der Entzug des Sponsorings ist in gewisser Weise eine Möglichkeit, den Sportler oder die Sportlerin sanft in den Ruhestand zu drängen.

Alex' Antwort darauf? Sie gründete ihre eigene Marke Saysh, trug bei ihrem Olympia-Rennen maßgeschneiderte Saysh-Schuhe und gewann bei ihrer fünften Olympiade in Tokio ihre elfte olympische Medaille.

Nach einem heftigen öffentlichen Aufschrei über diesen eindeutigen Akt der Diskriminierung haben Nike und mehrere andere Sportbekleidungsunternehmen den Mutterschutz für ihre gesponserten Sportlerinnen eingeführt. Wir können nur hoffen, dass dieser kleine Akt des Fortschritts einen Welleneffekt auslöst. Es wird Zeit, dass die Sportwelt aufwacht und erkennt, dass es noch viel mehr Fortschritte zu machen gilt.

Wir haben noch einen weiten Weg vor uns

Dieser Artikel deckte nur einen winzigen Teil eines wirklich globalen Problems ab. Die Olympischen Spiele 2020 wurden in der ganzen Welt übertragen und dienten als perfekte Plattform für Frauen, um gegen Diskriminierung zu kämpfen und sich Gehör zu verschaffen. Leider passieren solche Vorfälle überall, jeden Tag. Sie bleiben oft unbemerkt, weil den Betroffenen die öffentliche Plattform fehlt. So sind Unternehmen wie Nike nicht dazu gezwungen, ihre Politik zu ändern.

Wir schreiben das Jahr 2022, nicht das 18. Jahrhundert. Frauen sollten nicht vorgeschrieben werden, was sie tragen dürfen und was nicht. Sie sollten nicht diskriminiert werden, weil sie schwanger sind. Und schon gar nicht sollte man von ihnen erwarten, dass sie sich an Regeln halten, die nur für sie und nicht für Männer gelten.

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